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Orchesterbesetzung

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Abkürzungsverzeichnis (PDF)

Verlag:

Sikorski

Uraufführung
16/04/2016
Semperoper, Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden / David Robertson
Anmerkungen des Komponisten

„Die letzten 13 Takte, die Richard Wagner schrieb und am Vorabend seines Todes im Palazzo Vendramin Freunden vorspielte, sind eine Liebeserklärung an Cosima – in Gestalt einer geheimnisvollen Frage. Die ‚Elegie‘ erscheint wie eine musikalische Selbstbeobachtung, die wie von Ferne auf den ‚Tristan‘ und die Geschehnisse seiner Entstehung verweist. Wagners Klavierskizze beschäftigte mich schon seit langer Zeit. Ihre Offenheit und Unbestimmtheit veranlasste mich zu einem ‚Fortdenken‘, zu einer sehr persönlichen musikalischen Annäherung und Entfernung. Ich wählte hierfür das klangliche Potential eines Streichorchesters, dem Impulse und ‚Schattenklänge‘ des Schlagzeugs unterlegt sind. Wagners Frage bleibt bestehen. Und sie erscheint auch heute unbeantwortbar… Die ELEGIE ist Christian Thielemann gewidmet.“ P.R.

Über das Werk

Die Auseinandersetzung mit dem Fragmentarischen, Unabgeschlossenen ist die vielleicht bedeutsamste Konstante in Peter Ruzickas Schaffen, vor allem als Komponist, aber auch als Musikforscher. Das Rätselhafte, das dem Unvollendeten genuin innewohnt, ist ihm Inspiration und Herausforderung voller Fragen. Warum bricht ein Werk an genau dieser Stelle ab? Warum ist eine musikalische Idee nicht fortgeführt worden? Und, für den Prozess der kompositorischen Auseinandersetzung noch bedeutsamer: Wie wäre eine Fortführung möglicherweise gestaltet worden? Wie könnte es weitergehen? Ruzicka geht es dabei indes nie darum, etwas Unvollendetes zu ‚vollenden‘. Sein Weiterdenken ist nie ein Abschließen – im Gegenteil: Er legt das Erratische gleichsam unter ein Brennglas, forschend und nachspürend. So wie Ruzicka sich auch immer wieder von besonderen, ‚exterritorialen‘ Passagen aus vollendeten Werken inspirieren ließ, wie seine Kompositionen über bestimmte Momente bei Haydn, Schumann und Mahler eindrücklich belegen.
Die dem Freund und bekennenden Wagnerianer Christian Thielemann gewidmete ELEGIE, Erinnerung für Orchester (2014) ist ein weiteres Kapitel dieser Geschichte einer ‚Musik über Musik‘, die Ruzickas Œuvre erzählt. Ausgangspunkt der Komposition sind die letzten Takte, die Richard Wagner zu Papier brachte, eine 1882 in Palermo entstandene Klavierskizze, die als ‚Porazzi‘-Fragment in die Geschichte eingegangen ist. Es heißt, Wagner habe diese Skizze noch in der letzten Nacht seines Lebens in Venedig seinen Freunden vorgespielt. In Palermo hatte Cosima in ihr Tagebuch notiert: ‚Er schreibt eine Melodie nieder, zeigt sie mir dann und sagt, er habe endlich die Linie wie er sie wünschte‘. So fremd Peter Ruzicka das künstlerische und moralische Sendungsbewusstsein Wagners sein mag: Hier ist Nähe, decken sich die Wünsche und Visionen. ‚Wagners Klavierskizze beschäftigte mich schon seit langer Zeit. Ihre Offenheit und Unbestimmtheit veranlasste mich zu einem ‚Fortdenken‘, zu einer sehr persönlichen musikalischen Annäherung und Entfernung,‘ sagt Ruzicka zu seiner ELEGIE. Einzelne Klanggesten und melodische Ansätze im typisch Wagnerschen Duktus schälen sich im Verlauf des Werks in verschiedenen Zuständen aus filigran ausgehörten, von Schlagzeug und Flöten schattenhaft angereicherten Texturen der vielfach geteilten Streicher heraus, werden überlagert, verschwinden, erreichen gegen Ende den größten Konkretionsgrad, bleiben aber mehr Frage als Behauptung. Der Grundton ist zart und zerbrechlich, im Mittelteil gibt es aber auch ganz ‚unelegische‘, aufbegehrende Momente und ein flehendes Unisono der Bratschengruppe, das ganz aus Wagners Idee einer musikalischen Prosa geboren ist. Für Ruzicka ist Wagners Skizze eine Liebeserklärung an Cosima. Sie klingt unüberhörbar nach ‚Tristan‘ – ein Moment des Rückblicks und der Selbstbeobachtung am späten Abend des Lebens? Ruzicka amalgamiert dieses Nachsinnen mit seiner ganz persönlichen musikalischen Gedankenwelt, in der die Fragezeichen die Syntax bestimmen. ELEGIE endet mit einem ungetrübten Dreiklang in As-Dur, der Tonart des ‚Parsifal‘, den Wagner vor der Niederschrift der Skizze vollendet hatte. Im Kontext von Ruzickas Schaffen ist auch dies ein Fragezeichen.“
(Uwe Sommer-Sorgente)

Empfohlene Aufnahme
cd_cover

hr-Sinfonieorchester / Peter Ruzicka
hässler Classic HC23053

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